"In-Formations-Bänder"
Informationsflüsse sind Gegenstand unseres Alltags. Treten sie zusammen mit Wahrnehmungsprozessen auf, so entsteht Erfahrung, Wissen und Informiertheit. Kommunikationsprozesse bauen auf Informationsflüssen auf, die erzeugt, gesendet, übertragen, empfangen und interpretiert werden.
Die zu übertragenden Nachrichten können über natürliche Kanäle (Schallwellen, Licht etc. ) oder technische Einrichtungen (Telefon, TV, Digitalkanal) übermittelt werden. Am Ende jeder Kommunikationskette steht jedoch immer ein kognitives System, das die Nachrichten interpretiert - sei es ein Mensch, ein Tier oder ein Computersystem - andernfalls laufen die Nachrichten ins Leere. ( lt. B. Favre-Bulle )
Hubert Lamperts von ihm als Informationsbänder benannte Arbeiten haben ihren Ursprung in aus dem täglichen Leben aufgegriffenen Grafiken, die mit dem Aufkommen des Fließbandes ihren Einzug in alle Bau -, Super - und andere Märkte hielten.
Die Serienfertigung von Produkten - seien es Nahrungsmittel, Werkzeuge oder Freizeitware , sowie deren Verpackung, Transport, Lagerung und Verkauf - ist der Hintergrund für diese grafisch gestaltete Oberfläche, den Strichcode (Barcode: eine Serie von schwarzen Streifen mit weißen Pausen oder weißen Bändern mit schwarzen Zwischenfeldern). Es ist eine Maschinensprache: Kurzinformationen über das bezeichnete Objekt, wie Alter, materieller Wert oder Anzahl der hergestellten Teile. Abgelesen und rückcodiert von der Maschine an der Kasse, erspart der Code manuelle Arbeitsgänge.
Die Grafik einerseits/Entschlüsselung andererseits ist ein Arbeitsansatz für Hubert Lampert. Nicht Objekte werden verschlüsselt beschrieben, sondern Gedanken zu Objekten, zu Codes. Unser erlerntes Alphabet, an zweidimensionale Vorgaben gebunden, wird von der Normallage aus der Fläche gekippt und diese Verkippung erzeugt gleichzeitig eine Verräumlichung der zweidimensionalen Zeichen (Lettern) zu dreidimensionalen Objekten. Sozusagen auf den Kopf gestellt, werden die Standflächen dieser Figuren zur äußersten, dem Betrachter am nächsten sichtbaren Oberfläche (Sichtbarmachung durch Bewegung).
Masse ist zu den flächigen Formausdehnungen gestoßen und wird bildhauerisch und malerisch bewältigt. Aus Buchstaben wird ein Satz, der Satz ergibt den Sinn, die Füße (Basis) der Zeichen werden durch Farbgebung zum Code.
Die Buchstaben sind keine in ihren Formausprägungen schon bestehende, sondern dem Konzept der Codebänder angepasste, vom Künstler entwickelte und zusammengesetzte Zeichenobjekte.
Handgefertigte, gefügte, verleimte und bemalte (Weiß + Schwarz ) rechte und verkippte Winkel und Hinterschneidungen ergeben offene und geschlossene Räume.
Die Montage der Formenreihung an die Wand lässt die Arbeit zum Relief werden und über die Information des Strichcodes und die Information der Buchstabenreihe (Sätze) hinaus entsteht aus der Kombination von Licht und dreidimensionaler Form im Raum die Schattierung als weitere Codierung im Zusammenspiel von Winkeln, Objektabständen, Tiefen und Oberflächenbeschaffenheit. Zur ursprünglich grafischen Anordnung der schwarz/weiß Balken kommt mit der Schattierung die Malerei zum tragen.
Dieses Grafik-, Malerei-, Plastik - Objekt ist in seiner Modulhaftigkeit horizontal fortsetzbar, auch über die Richtungswechsel der vier aneinanderstoßenden Wände des Ausstellungsraumes. Ebenso sind Richtungswechsel in die Vertikale über den Plafond hinunter zum Fußboden denkbar. Nur im Begehen des Raumes wird Text, Grafik, Bild und Objekt erkennbar.
So hat Hubert Lampert unterschiedliche Qualitäten an Information in einem System vereint, um ein weiteres Mal meine interpretativen Möglichkeiten anzuregen.
|